China entwickelt sich immer schneller und allmählich muss man schon suchen, um den Alltag noch zu erleben, ohne dass er für Touristen aufgepeppt ist. Und so bietet sich das tibetische Hochland an, das dank der Modernisierung jetzt über Hochgeschwindigkeitszüge und Autobahnen leichter zu erreichen ist.

Lanzhou und Bingling Grotten

In Lanzhou kannst Du starten. Auch wenn diese langestreckte Stadt am Gelben Fluss überwiegend eine graue Industriestadt ist, in der man dauernd im Stau steckt, so lohnt sich doch ein halber Tag Aufenthalt. Die Wasserräder am Gelben Fluss, die alte Eisenbrücke von 1909 (stammt aus Deutschland), eine wackelige Fahrt auf den Flößen aus aufgepumpten Ziegenhäuten oder eine der sehenswerten Moscheen lohnen sich.

Wasserrad Lanzhou -Tibetisches Hochland erleben
Wasserrad in Lanzhou
Moschee in Lanzhou

Mit dem Auto geht es dann – vorbei am Liujiaxia-Stausee am Gelben Fluss – zu den Bingling Grotten. Schon die Anfahrt mit einem kleinen Schnellboot (anders geht es nicht) ist ein Erlebnis. Im Juni ist es noch recht ruhig und so kannst Du die zum Teil sehr gut erhaltenen Grotten und die imposante über 20 m hohe Buddhastatue ohne Gedränge genießen.
Nebenbei: die Nudelsuppe am Anleger schmeckt und ist eine gute Grundlage für die Weiterfahrt.

Buddhastatue in Bingling
Grotte
Stausee in Bingling - Tibetisches Hochland erleben
Stausee in Bingling

Labrang Kloster

Ein guter Teil der Strecke nach Xiahe geht über die Autobahn. Dort erwartet dich auf ca. 2800 m Höhe eines der größten Klöster des Gelbmützenordens außerhalb der Provinz Tibet. Das Kloster lebt und angeblich gibt es dort bis zu 1000 Mönche, die Du überall triffst – beim Gebet, bei rituellen Diskussionen, die manchmal an Schaukämpfe mit den dafür üblichen Fangruppen erinnern und natürlich nach „Dienstschluss“ auch im Restaurant.

Labrang Kloster
Mönche des Gelbmützenordens

Dabei kann es dann sogar passieren, dass Du auf Deutsch angesprochen wirst. Auch hier ist es im Juni relativ ruhig. Nur Pilger sind reichlich unterwegs, die Dir sicher auch einen Joghurt anbieten – Geschmacksache. Zeit lassen und sich auf die Atmosphäre einlassen.

Pilger

Geruchstechnisch ist der Besuch im Museum der Yakbutterstatuen eine kleine Herausforderung, aber es lohnt sich. Lohnend ist auch die tibetische Küche, die sowohl in kleineren Hotels als auch in der Hauptstraße angeboten wird. Ein Abstecher in das nur 15 km entfernte Grasland lohnt sich, auch wenn die Nomaden mit ihren Tieren erst Anfang Juli unterwegs sind.

Butterskulptur

Tongren und Xining

Über zwei ca. 3500 m hohe Pässe und durch ein beeindruckendes Grasland geht es nach Tongren, das Zentrum der Thangka Malerei. Sehenswerte Bilder im Klosterund der Besuch einer Malerfamilie lohnen den kleinen Abstecher auf der Strecke von Xiahe nach Xining. Xining ist in Teilen muslimisch geprägt. Die große Dongguan Moschee lohnt sich vor allem zum Mittagsgebet. In der Umgebung kannst Du dann eine der vielen kleinen Küchen oder Backstuben genießen.

Ta´er Kloster

Der eigentliche Grund für den Besuch von Xining ist das nur wenige Kilometer entfernte Ta´ er Kloster. Diese große Anlage wurde zu Ehren von Tsong Khapa erbaut, der dort geboren sein soll und den tibetischen Gelbmützenorden gegründet hat. Es geht schon wesentlich touristischer zu (sogar ein Verbotsschild für Drohnen steht schon dort) als im Labrang Kloster, aber der halbtägige Besuch lohnt sich wirklich.

Qinghai und Chaka See

Grasland, Berge, Seen – das erwartet Dich auf der Weiterfahrt zum ca. 200 km entfernte Qinghai See. Über einen knapp 4000 m hohen Pass geht es in ein schier endloses Grasland und zum beinahe unnatürlich blauen Qinghai See. Schon der Parkplatz lässt erkennen, was in der Hochsaison hier los ist. Der See liegt auf ca. 3200 m Höhe und ist einer der größten Salzseen überhaupt. Stolz präsentieren die Chinesen eine Gedenktafel, dass hier bis in die 1960er Jahre Torpedos getestet wurden. Heute testen sie ihre Muskeln auf Tretbooten – auch wenn es recht frisch ist. Tolle Landschaft, Yak- und Schafherden, Radfahren am Ufer, Reiten, Besuch der Vogelinsel, usw. Man kann sich hier schon eine Zeit aufhalten.

Qinghai See

Über einen weiteren 4000er Pass (endlich auch mal mit Schnee) geht es weiter zum knapp 100 km entfernten Chaka See. Spiegelglatt liegt er da und die chinesischen Touristen kaufen gerne die wasserdichten Überzieher, um im See herumzuwaten und Spiegelbildfotos zu machen. Lohnt sich der Abstecher? Ich habe mich das vorher auch gefragt und zum Schluss gewusst: Ja. Und auch hier ist es gut, außerhalb der Hochsaison zu kommen, es ist so auch schon genug los.

Chaka See
Bahn am Chaka See

Die Fahrt zurück nach Xining geht entweder über denselben Weg zurück oder über die Autobahn, wenn man es etwas eiliger hat. Und ab Xining? Verbinden kannst Du diese Tour z. B. mit Xian, Luoyang und Shanghai. Oder Du nutzt die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke zu einem Abstecher nach Zhangyue (Weltkulturerbe Danxia Park) und an das Ende der Chinesischen Mauer in Jiayuguan.