Am Ende des Beitrags „Tibetisches Hochland“ haben wir Dich auf eine mögliche Erweiterung der China Reise hingewiesen: Ab Xining mit dem Hochgeschwindigkeitszug bis zum Ende der Chinesischen Mauer.
Danxia Geopark bei Zhangye – ein Farbenspiel der Natur
Seit ein paar Jahren kann man vom neuen Bahnhof in Xining weiter Richtung Westen fahren und muss nicht mehr mit dem Auto 7 Stunden mühselig über das Qilin Gebirge. Und so kommst Du in nur 2 Stunden mit dem Schnellzug nach Zhangye. Für die Stadt und den nahe gelegenen Danxia Geopark brauchst Du einen Tag. 40 km westlich an den nördlichen Ausläufern des Qilian-Gebirges liegt der Geopark (Weltkulturerbe) DANXIA. Am Eingang warten hinter einer überdimensionierten Tickethalle die Busse, die Dich an die vier „Wander“-Stationen bringen.
Um es kurz zu machen: Es sind 4 Stunden voller Treppen und Steigungen und 4 Stunden mit fantastischen Einblicken in die Launen der Natur. Farbenspiele in den Felsen, mal flächig, mal fächerig und immer wieder anders. Vor allem, wenn Sonne und Wolken miteinander spielen, kann man an einer Formation stundenlang stehen und an gleicher Stelle immer neue Varianten erleben. Die ausgeprägte Selfiekultur schlägt auch hier zu und so verdichten sich die chinesischen Touristen allzugerne vor den schönsten Blickpunkten. Dabei kommst Du zu interessanten Kontakten, die auch mal in ein gemeinsames Picknick münden können.
Nebenbei: Vor der Tickethalle ist ein kleiner Markt mit Souvenirs. Aber es gibt auch leckere Gojibeeren und getrocknete Dattelscheiben – es lohnt sich.
Der größte liegende Buddha Chinas und der Hölzerne Tempel
In der Stadt ist vor allem der Dafo Tempel mit dem größten liegenden Buddha Chinas sehenswert. Er ist ca. 35 m lang und ca. 7 m hoch und ist eingerahmt von Kaiser (am Kopf) und Kaiserin (am Fuß), die damit ihre Verehrung ausdrücken. Leider ist dort Fotoverbot. Beim letzten Besuch wurde das sogar überwacht.Die große alte Bibliothek hat zum Glück sowohl die Mongolen als auch die Kulturrevolution überlebt, weil Nonnen sie versteckt haben. Einzelne Exemplare sind in einem kleinen Museum zu sehen, der Rest liegt in einem neu gebauten Archiv. Im hinteren Teil der Anlage ist dann noch eine kulturverbindende Stupa, die in der Spitze tibetisch, in der Mitte mongolisch und unten chinesisch ist. Baustile spiegeln manchmal mehr Klugheit wider als Politiker.
Den Abend verbringst Du am besten in der Innenstadt um die hölzerne Pagode (Nähe Dafo Tempel). Dort treffen sich Familien, Drachenflieger, Schachspieler, usw. In einem nahegelegenen Markt oder in den umliegenden Straßen gibt es hübsche Cafes und Restaurants. Nachdem es nur wenige Langnasen dorthin verschlägt, sind die Menschen sehr zugewandt und freundlich.
Am Ende der Chinesischen Mauer – das alte „Tor zum Westen“
Mit dem Zug geht es dann weiter am Rand der Wüste Gobi bis zur Festungsstadt Jiayuguan. Ein kleiner Einschub: Wer sich für die Chinesische Mauer interessiert, der sollte sich auch die Abschnitte Shanhaiguan (Kopf des Drachen im Gelben Meer) und Mutianyu (in der Nähe von Beijing) anschauen. Jiayuguan ist eine reine Industriestadt, die als Oase durch 5 Quellen aus dem Qilian Gebirge gespeist wird. Und dort ist das „Tor zum Westen“ – die letzte Befestigung Chinas auf der alten Seidenstraße. Schweißtreibend geht es zuerst einmal zur „Hängenden Mauer“ mit ihren 45 Grad Steigung. Auch wenn man nach 2/3 der Stufen am liebsten aufhören will, es lohnt sich bis ganz oben, denn der Rundblick ist fantastisch – manchmal begleitet vom Geschützlärm aus dem anschließenden Truppenübungsplatz.
Besuch der Festung von Jiayuguan
Die Festung selbst ist nur ein paar Kilometer entfernt und mit dem Auto gut zu erreichen. Inzwischen ist sie sehr schön restauriert und natürlich auch folkloristisch belebt. Am Nachmittag gibt es sogar Theatervorstellungen auf der Freilichtbühne (im Eintritt enthalten). Angeblich hat der Architekt aus purem Überlebenswillen das Material so genau berechnet, dass nur ein Stein übrig blieb – wenn man da an heutigen Baustellen denkt….
Wie gesagt, Jiayuguan ist eine reine Industriestadt, aber es gibt einen schönen Markt mit guten Restaurants, in denen man den Abend genießen kann. Vor der Abreise am nächsten Tag sollte man noch einen Abstecher in die Wüste machen und das Win Jin Grab besuchen.
Von den ungefähr 1000 bekannten Gräbern aus der Zeit um 200 n. Chr. ist es als Museum zugänglich. Als erstes geht es in ein kleines recht dunkles Museum, in dem die Zahl der Aufpasser die Zahl der Besucher bei weitem übersteigt. Hier darf man fotografieren, so dass Du ein paar Bilder der Ausgrabungen und der Wandmalereien hast, bevor es weiter in das unterirdische Grab geht.
Fotoverbot und Achtung Kopf einziehen – heißt es. 10 m geht es in die Tiefe und das mit dem Kopf ist eine schamlose Untertreibung: selten so bandscheibenschädigend gebückt gelaufen! Es ist eng, aber Bauweise und Wandmalereien entschädigen dafür.
Und jetzt geht es zurück Richtung Osten. Am besten nimmt man hier das Flugzeug nach Xian oder man lässt sich auf eine 9 – stündige Zugfahrt (Schnellzug) ein. Und in Xian erwartet Dich dann nicht nur die berühmte Tönerne Armee. Auch andere hochinteressante Ausgrabungen, die pulsierende Stadtmauer, das muslimische Viertel, das Museumsdorf Banpo (3500 v. Chr.) und vieles mehr lohnen einen zweitägigen Aufenthalt.