Karsthügel bei Guilin

Guilin – berühmt durch seine Karstlandschaft am Lijiang Fluss und von Touristen überschwemmt. Lohnt es sich trotzdem? Ja, wenn Du ein wenig ausweichst und trotzdem die selben Naturschönheiten genießen kannst. Yangshuo liegt am Ende der Flussfahrt durch die Karstlandschaft und ist nur dann voll, wenn die Schiffe aus Guilin anlegen und die Touristen vor der Rückfahrt durch die Souvenirgassen strömen. Es gibt nette Unterkünfte außerhalb von Yangshuo direkt am Fluss und viele Möglichkeiten, die Natur zu erleben: Trekking, Rad oder Floß – für alles ist hier gesorgt. Frühstück am Flussufer mit freiem Blick auf Karsthügel, Reisfelder und Flöße stimmen Dich auf einen neuen Tag ein und auch ein Bummel durch die restaurierte Altstadt von Yangshuo lohnt sich, wenn Du über German Bratwurst, Pizza und vereinzeltes Schlagergedudel wegsehen kannst. Für einen ersten und trotzdem intensiven Eindruck reichen zwei Tage.

Karsthügel in Guilin, China
Guilin

Die Reisterrassen von Longsheng

Mit dem Auto geht es dann über die neu gebaute Autobahn nach Norden bis Longsheng und zu den Reisterrassen. Das große Gepäck kannst Du bei der Einfahrt in den Naturpark im Tal deponieren – ein Rucksack für eine bis zwei Übernachtungen muss reichen. Mit dem Auto geht es noch eine Weile in die Höhe und dann geht es eine Stunde nur noch über Treppen und Pfade weiter bis zum Ping an Dorf, wo Du nette Unterkünfte finden kannst. Mitten unter den Einwohnern der Yao Minderheit kannst Du die Reisbauern bei der Arbeit beobachten und die herrliche Landschaft genießen.

Dorf in Longsheng, China Kulturreise
Dorf in Longsheng

Die Anlage der Reisterrassen ist baulich wie optisch eine Besonderheit. Handarbeit und Wasserbüffel am Pflug beherrschen dieses autofreie Dorf. Aber auch hier ist natürlich das Ursprüngliche auf dem Rückzug: Wlan, Sandwich, westliche Küche und anderes sind hier auf dem Vormarsch. Und es hat schon was, wenn der Nachschub für den Latte Macchiato auf ein Lastenpferd angewiesen ist.

Reisfelder in Longsheng, China
Longsheng

Wind und Regenbrücke in Sanjiang

Und weiter geht es dann bis nach Sanjiang. Dort „verlangen“ Frauen der Dong Minderheit an der Wind und Regenbrücke „Zoll“, wenn Du in ihr Dorf willst: Singen oder ein paar Yuan und dann ein Schnaps. Nur so geht es über den Fluss und in eine Kultur, in der immer weniger junge Menschen leben wollen. Jede Familie (Clan) hat hier ein eigenes kleines Dorf mit einem Trommelturm als zentralen Versammlungsort. Reich verzierte Häuser, Landwirtschaft, Schule und vieles mehr ist auf einem Rundgang durch einige der acht Teildörfer zu besichtigen. Insgesamt bekommst Du einen guten Einblick in das Leben dieser Minderheit und in deren Geschichte.

Sanjiang, China Kulturreise
Sanjiang

Hongjiang – die Altstadt als lebendiges Museum

Dank der inzwischen gut ausgebauten Autobahnen kann man noch weiter ins Hinterland und es lohnt sich einen Abstecher nach Hongjiang zu machen. Die Stadt selbst ist wenig sehenswert, aber die Altstadt ist gut erhalten und wird als lebendiges Museum genutzt. Diese Mischung schafft einen guten Einblick in das Alltagsleben und in die Geschichte. Die Führung dauert gut 1,5 Stunden und geht über 10 Stationen samt Handelshaus mit Kung Fu-Wächtern, Geldverstecken, Geldschalter und Geheimtunnel zum Fluss. Verwinkelte Gassen mit alten verwaschenen Häusern führen zum Teehaus mit traditioneller Musik. Das unterbricht die Wanderung und schafft ein wenig Erholung. Nach einem alten Zeitungsverlag mit einer sehenswerten Ausstellung landest Du endlich im alten Bordell – nicht ohne vorher noch einen Prüfstempel auf die Eintrittskarte zu bekommen. Da gibt es dann leider keine Vorstellung – na ja. Optisch reizvoll ist es auch, dass viele Bewohner die Tracht der Miao–Minderheit tragen.

Schmale Brücken und Stelzenhäuser in Fenghuang

Miao und Tujia sind die Minderheiten, auf die Du in der Wasserstadt Fenghuang triffst. Beeindruckend ist vor allem die Architektur der Altstadt, durch die sich im Sommer viele chinesische Touristen drängeln. Am Tag kannst Du die Altstadt zu Fuß erkunden und dabei unter anderem eine Tänzergruppe der Miao in einem der Museumshäuser erleben. Auf alle Fälle solltest Du aber eine Bootsfahrt in der Stadt machen, denn nur so siehst Du die irre Architektur der Stelzenhäuser richtig. Am Abend sammeln sich dann sehr viele Menschen am Flussufer und bestaunen die beleuchteten Brücken und Häuser, auch wenn die angedeutete Discomusik so gar nicht dazu passt. Ein gutes Abendessen in einem der Restaurants lohnt sich. Der Abstecher an das naheliegende Stück der großen Mauer lohnt sich dagegen nicht.

Brücke in Fenhuang, China Kulturreise
Fenhuang

Changsha und der Mao-Kult

Changsha ist dann der Abschluss dieser China Kulturreise. Man kann zwar auch fliegen, aber die Fahrt über die Autobahn lohnt sich dann, wenn man daraus eine Tagestour mit Zwischenstopps macht. Ca. 5 Stunden reine Fahrzeit muss man rechnen. Die Landschaft ist beeindruckend abwechslungsreich und die Dörfer am Rand laden zu kurzen Stopps ein. Langnasen kommen hier wohl kaum oder nie vorbei und so sind die Bewohner offen und neugierig. Ein Stopp vor Changsha ist aber ein Muss: Shaoshan. Zwei Orte muss der Chinese in seinem Leben besuchen – so die Aussage eines Führers – Beijing und Shaoshan, wo Mao geboren ist. Und das merkt man. Die große rote Halle bei den Parkhäusern ist keine Industriehalle, sondern der Ticketverkauf, bei dem man in der Hauptsaison angeblich 2 Stunden anstehen muss. Mit dem Bus geht es in den eigentlichen Geburtsort und dort an drei „Pflichtstationen“:

Erste Station: Die Mao Statue mit Dauerverehrung. Dort finden sich Blumen-Delegationen mit Banner, Fototermin–Gruppen, die in Begleitung von Musik und Soldaten Blumen zum Denkmal tragen, Rotgekleidete mit und ohne Fahne und viele mehr. In mehreren Reiseführern ist zu lesen, dass bis zu 8000 Menschen am Tag kommen. Ich denke, dass damit nur der Vormittag gemeint ist.

Mao Statue, Shaoshan - China
Mao Statue, Shaoshan

Zweite Station: Das Museum zum Leben von Mao. Passkontrolle, Gepäckkontrolle und Verweigerung der Rolltreppe. Die Langnase muss den Lift benutzen, weil die Unfallgefahr auf der Rolltreppe zu groß ist. Das riesige Museum ist ein einziges Lob auf Mao und auch eine Erklärung, warum Taxifahrer ihn als „Schutzheiligen“ und immer noch viele Chinesen ähnlich stark verehren. Museum Nummer 2 lässt man dann lieber aus und geht zur dritten Station: Das Geburtshaus von Mao ist im Vergleich winzig, aber äußerst beliebt. Angeblich ist es innen sehenswert, aber die wartende und sich endlos windende Schlange lässt überzeugend eine Wartezeit von etwa 3 Stunden erahnen. Von außen ist es auch recht schön.

In Changsha ist dann Schluss. Von dort geht es mit dem Flugzeug nach Shanghai oder Hongkong weiter. Zugegeben, diese Reise durch China ist anstrengend. Aber so intensiv wie in diesem Hinterland kannst Du ländlichen Alltag und großartige Kulturgeschichte nicht mehr oft und vor allem so hautnah erleben. Vielleicht noch an der mediterranen Seidenstraße zwischen Fuzhou und Xiamen – aber das ist eine andere Geschichte.