Gemächlich bahnt sich die alte Fähre ihren Weg durch die Gewässer des Seto-Binnensee in der japanischen Präfektur Kagawa. Waldbedeckte Landzungen ragen aus dem Wasser, hügelige Inseln und ab und zu sogar ein charakteristisch rotes Torii-Tor gleiten in der Ferne vorbei. Alles erinnert an ein verschlafenes, entlegenes Inselgrüppchen. Doch spätestens als gigantische gelbe und rote Kürbisse am Horizont aufblitzen dämmert es: Auf der Kunstinsel Naoshima ist nichts so wie es scheint.

Ein Besuch der Insel in Japan bleibt ohne Zweifel als fast schon surreale Erfahrung in Erinnerung. Architektonische Gebilde erinnern aus der Ferne an alte Schiffswracks. Bunte Skulpturen fügen sich überraschend harmonisch in die Landschaft ein. Und an jeder Ecke warten begehbare Betonbauten und Installationen auf neugierige Entdecker.

In den vergangenen Jahren baute sich Naoshima nicht nur in Japan sondern auch international einen Ruf als „Insel der Kunst“ auf. Künstliche Inseln – das kannte man bereits aus dem Land der aufgehenden Sonne, nicht aber eine Insel der Kunst.

Von der Kunst beflügelt

Tatsächlich gleicht die Entstehung Naoshimas einer beispiellosen Auferstehungsgeschichte. Oder anders gesagt: Wie moderne Kunst ein aussterbendes Fischer- und Industriegebiet in eine Hochburg avantgardistischer Museen verwandelte.

Von den 50er bis in die 80er Jahre verzeichnete die Insel einen starken Bevölkerungsrückgang und galt bald schon als einsam und verlassen. Dann wendete sich das Blatt. Das Unternehmen Benesse (damals Fukutake Publishing Co.) zeigte Interesse an der Region. Zunächst wurde die Insel nur als Zeltlager für Kinder genutzt. 1992 entstand schließlich das Benesse House, ein Ort, an dem Architektur Kunst mit der Natur verschmelzen sollte. Der berühmte Architekt nahm sich fortan dem Bau weiterer Museen an, darunter auch eines auf seinen Namen, das ANDO MUSEUM.

Ando Museum, Kunstinsel Naoshima, Japan
Ando Museum © Yoshihiro Asada

So blühte die Insel zu neuer Größe und Pracht heran und erhielt den klangvollen Titel „Insel der Kunst“.

Nützliche Informationen für Deinen Besuch:

Am besten besuchst Du die Insel von der Stadt Okayama aus. Von Osaka aus erreichst Du die Kunstinsel Naoshima innerhalb weniger als einer Stunde mit dem Schnellzug Shinkansen. Nach einer 45-minütigen Fahrt mit dem lokalen Zug zur Uno Station und einer 20-minütigen Fahrt mit der Fähre kommst Du am Ziel an.

Wichtiger Hinweis: Montags sind viele der Museen geschlossen.

I love yu Museum, Kunstinsel Naoshima in Japan
Naoshima Bath, „I love yu Museum“ © Osamu Watanabe

Zu den eindrucksvollsten Museen der Kunstinsel Naoshima gehören:

  • Das Chichu Art Museum, an welchem Besucher neben der Kunst einen grandiosen Panoramablick über die Insel genießen können
  • Das Benesse House Museum, ein Gebäudekomplex der sowohl Hotel als auch Museum miteinander vereint. Bis zu 20 Kunstwerke sind rund um das Benesse verteilt
  • Das Lee Ufan Museum, dass die minimalistischen Werke des koreanischen Maler und Skulpturkünstler aus Korea beherbergt
  • Das Naoshima Bath (oder I love yu) Museum, eine Kombination aus Badehaus und Kunstinstallation
  • Das bereits erwähnte ANDO MUSEUM, in dem Holz- und Betonelemente ein Spiel aus Licht und Schatten erzeugen

Als Ausflug von Osaka, Kyoto oder Hiroshima ist Japans Zentrum zeitgenössischer Kunst ein optimales Ziel. Nicht nur für Kunstliebhaber, sondern für jeden, der seinem Entdeckungsdrang freien Lauf lassen möchte.