Schätzungsweise wurde die asiatische Lackkunst vor etwa 3.500 Jahren in China entwickelt. Der Grundgedanke war, Alltagsgegenstände mithilfe dieser Technik gegen Abnutzung und vor Umwelteinflüssen zu schützen. Dazu zählen unter anderem Schäden durch Insekten, Feuchtigkeit oder auch Korrosion. Dabei stellte man fest, dass sich der Lack auch mit dekorativen Farben mischen ließ. So wurde es nach und nach Praxis diese Schutzschicht nicht nur zweckmäßig, sondern auch dekorativ auf die Gegenstände zu bringen. Das Kunsthandwerk der asiatischen Lackkunst war geboren.

Asiatische Lackkunst, Kunsthandwerk, Behälter
Lackiertes Behältnis

Herstellung der Lackfarben

Der sogenannte Lackbaum ist in China heimisch und lieferte den Rohstoff als Basis für die asiatischen Lackarbeiten. Dabei wurde der harzhaltige Milchsaft der Liane zum Lack verarbeitet. Die Gewinnung und Aufbereitung war sehr mühsam und aufwändig, da die Flüssigkeit nach dem Abzapfen noch gefärbt und gefiltert werden musste.

Ein zeitintensives Handwerk

Für die Lackarbeiten benötigten die Künstler sehr viel Geduld, Zeit und Arbeit. In zehn bis 200 Schichten wurde der Lack in sehr dünnen Schichten aufgetragen, welche einzeln trocknen mussten. Dabei dauerte die Trockung des Lackes bei Zimmertemperatur sehr lange oder der Lack ist gar nicht getrocknet, da dazu eine Temperatur von 96° C benötigt wird. Bevor die nächste Schicht aufgetragen werden konnte, wurde jede einzelne Schicht auf Hochglanz poliert. Dazu wurden in Asien unter anderem die Schalen von Tintenfischen benutzt.

Goldener Türklopfer, Asiatische Lackkunst, Kunsthandwerk
Goldener Türklopfer

Einzigartige Merkmale der Gegenstände

Gegenstände, die mit dieser aufwendigen Lackarbeit verziert sind, haben einige spezifische und einzigartige Merkmale. Die Oberfläche fühlt sich in der Hand sehr angenehm und glatt an. Zudem erhält sie durch das Polieren einen schönen Glanz. Der Lack ist außerdem resistent gegen kaltes und warmes Wasser sowie gegen Hitze, Laugen und Säuren. Der Lack ist nach dem Trocknen zwar hart, aber dennoch biegsam und geschmeidig. Im Gegensatz zu anderen biologischen Produkten zerfällt er nicht und ist geruchlos. Ohne jegliche künstlichen Zusätze ist der hygienisch. Dennoch kann es aufgrund seiner pflanzlichen Herkunft zu allergischen Reaktionen kommen.

Trotz der aufwändigen Herstellung und Verarbeitung des Lackes, bleiben zahlreiche Vorteile. So hafteter er auf nahezu jeder Oberfläche, egal ob Holz, Textilien, Metall, Leder, Stein oder Papier. Zudem ist der Lack sehr preiswert und kann gefärbt, geschnitten, geformt und modelliert werden. Zahlreiche Gegenstände der asiatischen Lackkunst sind zudem mit Einlegearbeiten aus Perlmutt oder Edelmetallen verziert.

Asiatische Lackkunst, Kunsthandwerk
Asiatische Lackkunst

Verbreitung der asiatischen Lackkunst

Asien

Von China aus verbereite sich das Handwerk der asiatischen Lackkunst über Japan, Thailand, Myanmar, Vietnam und bis in die ostasiatischen Länder Indien, Iran, Russland und Europa.

In Japan kennt man die asiatische Lackkunst unter dem Namen Urushi. Den künstlerischen Höhepunkt erreicht die Handwerkskunst im 9. Jahrhundert sowie in den islamischen Ländern. Dabei sorgten insbesondere Künster aus Persien für eine bedeutende Blütezeit der Lackkunst.

Europa

In Europa ist die asiatische Lackkunst seit dem 16. Jahrhundert ein Begriff. Durch zahlreiche Importe waren die kunstvollen Arbeiten besonders in den oberen Gesellschaftsschichten sehr beliebt.

Zudem wandten immer mehr europäische Kunsthandwerker die Techniken der asiatischen Lackkunst an. Da das Rohmaterial jedoch auf dem langen Weg von Asien nach Europa oftmals eintrocknete, entwickelten die Künstler neue, eigene Rezepturen für Lacke. Dabei nutzten sie Harze, Bindemittel und Öle.

Auswahl an lackierten Gegenständen, Asiatische Lackkunst
Auswahl an Gegenständen asiatischer Lackkunst

Zentren der asiatischen Lackkunst in Europa entwickelten sich in Frankreich und Belgien. Die belgische Stadt Spa gilt bis heute als Wiege der der europäischen Lackkunst. Auch Russland hat einen großen Anteil an der Verbreitung und Herstellung asiatischer Lackkunst im Westen. Insbesondere die Manufaktur Stobwasser in Braunschweig ist in Deutschland für ihre asiatische Lackkunst bekannt.