Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden. Und nicht an einem Tag zu besichtigen. Du willst möglichst viel sehen, das ist verständlich. Aber glaub mir: Rom erschlägt Dich. Stell Dir eine Stadt vor, die drei Jahrtausende Zeit hatte, Bauwerke und Orte von welt- und kunsthistorischer Bedeutung hervorzubringen. Rom streckt sein Dasein über Renaissance, Mittelalter, frühes Christentum und Antike bis in die dunkle etruskische Frühzeit zurück. Du läufst und läufst und kannst es nicht fassen! Also wo anfangen, wenn Du nur 24 Stunden zur Verfügung hast? Hier ein paar Tipps für den einen Tag in der Ewigkeit. Sie sind naturgemäß willkürlich zusammengestellt – für Abwechslung und gegen das Übermaß.

Blick auf den Vatikan - 24 Stunden Rom
Blick auf den Vatikan

Forum Romanum

Im Forum Romanum schlug das Herz des antiken Roms: Jenes Ortes, der die Welt beherrschte und in dem der Geist des Abendlandes geformt wurde. Beim Schlendern durch die niedergebrochenen Mauern und gigantischen Säulenwände bekommst Du eine Ahnung von der einstigen Macht dieser Stadt. Das gewaltige Podium des Saturntempels ist 2500 Jahre alt! Den Tag seiner Weihung 498 v. Chr. feierten die Römer jedes Jahr zwei Wochen lang mit den Saturnalien, einer Art Superfete aus Karneval und Weinrausch. Auch markant: Der vollständig mit Marmor verkleidete Triumphbogen des Septimus Severus. Oder solche Details wie der Carcer Tullianum, das römische Staatsgefängnis, in der so unterschiedliche Häftlinge wie der Gallier Vercingetorix und der Heilige Petrus eingesessen haben.

Forum Romanum - 24 Stunden Rom
Forum Romanum

Kolosseum

Mit dem Bummel durch die Fragmente der Weltgeschichte bist Du perfekt eingestimmt auf den nächsten großen Antike-Brocken: Das Kolosseum. Für das Kolosseum sprechen mehrere Gründe. Erstens liegt es keine zehn Minuten Fußweg (über die Via Sacra) vom Forum Romanum entfernt. Zweitens erwirbst Du ein Kombi-Ticket, das für beide historischen Stätte gilt. Drittens ist das Kolosseum einfach kolossal! Mit dem Kolosseum entstand 72 n. Chr. der Prototyp aller heutigen Fußballstadien. Nur dass in ihm kein Fußfall gespielt wurde. Und fair ging es erst recht nicht zu. Bei Gladiatorenkämpfen, Tierhetzen und nachgestellten Seeschlachten sind tausende von Menschen und Tieren gestorben. 50.000 Zuschauer passten hier rein. Der Eindruck von Größe ist schlichtweg umwerfend, ein imposantes Zeugnis römischer Planungskunst: Dank seiner hochintelligenten Wegeführung konnte das Großbauwerk innerhalb von fünf Minuten evakuiert werden!

Colloseum - 24 Stunden Rom

Piazza Navona

Jetzt schwirrt Dir schon der Kopf von so viel Größe (und von der römischen Sonne, die allmählich zu stechen beginnt). Zeit für einen Cappuccino. Ein gut zwanzigminütiger Fußweg führt Dich entlang der Via dei Fori Imperiali zur barocken Piazza Navona. Dieser schöne Platz fällt durch seine länglich-ovale Form auf. In der Antike gab es hier keine Häuser, sondern einen Sportplatz für Athletenwettkämpfe. Erst im Mittelalter zogen reiche Römer an die Piazza. Es entstand eine der weltweit schönsten barocken Stadtlandschaften mit Palästen, der Kirche Sant’Agnese und faszinierenden Brunnenanlagen.

Cafe am Piazza Navona - 24 Stunden Rom
Cafe am Piazza Navona

Gönne Dir unter einem der großen weißen Sonnenschirme eine Kaffeespezialität, lass die Seele baumeln und schau Dir die Leute, Häuser und Brunnenfiguren an. Hängt Dir nach dem Besichtigungsstress der Magen in den Kniekehlen? Dann empfiehlt sich ein Abstecher ins „Saltimbocca“ gleich um die Ecke in der Via di Tor Millina. In der Preisspanne zwischen 5 und 35 Euro werden hier mediterrane Spezialitäten serviert. Auch für Veganer ist etwas dabei.

Petersdom

Binde Dir die Schuhriemen fest, es geht weiter. Das Ufer des Tiber erreichst Du von der Piazza Navona aus schnell. Am Fluss entlang kommst Du zur Ponte Sant’Angelo, jener 900 Jahre alten, von riesigen Engelsstatuen gesäumten Brücke, die zur Engelsburg führt. Unbedingt Fotoapparat rausholen! Die Engelsburg wirkt mit ihren dicken Mauern und Zinnen wie eine Festung. Ursprünglich diente sie als Mausoleum, später verschanzten sich in ihr die Päpste, wenn es mal wieder Ärger mit Kaisern gab. Du lässt die Engelsburg rechts liegen (denk dran, es sind nur 24 Stunden), denn in der Nähe befinden sich – untertrieben gesagt – einige interessante Bauwerke. Mit dem Vatikan betrittst Du den kleinsten und am aufwändigsten bebauten Staat der Welt. Ein Gebäude wie der Petersdom lässt Dich vor Ehrfurcht erstarren. Über 130 Meter Höhe auf über 20.000 Quadratmetern Grundfläche – eine Welt für sich! Der Petersdom ist die Hauskirche des Papstes. Hier befinden sich die Gräber des Heiligen Petrus und von 164 Päpsten. Wenn Du noch Kraft in Dir spürst, läufst du die 537 Stufen zur Kuppel rauf und genießt einen römischen Panoramablick.

Petersdom - 24 Stunden Rom
Petersdom

Sixtinische Kapelle

Fangen wir ein neues Kapitel an. Egal ob Rom in 24, 12 oder 4 Stunden – die Sixtinische Kapelle ist Pflicht. Besorge Dir im Voraus ein Online-Ticket, dann kannst Du an der Warteschlange vorbeigehen. Die Deckenfresken der Sixtinischen Kapelle sind der größte Kraftakt, den ein Maler von Weltrang jemals hervorgebracht hat. Vier Jahre hat Michelangelo an der Schöpfungsgeschichte gepinselt, immer über Kopf, auf schwankendem Gerüst und die Augen voller Farbe. Entstanden sind 105 Figuren auf 520 Quadratmetern. Reiß die Augen auf und staune!

Fresko in der Sixtinischen Kapelle - 24 Stunden Rom
Sixtinische Kapelle

Spanische Treppe

Mittlerweile ist es fortgeschrittener Nachmittag. Deine Schuhsohlen sind gefühlt zwei Zentimeter dünner. Aber morgen bist Du kein Römer mehr, also weiter im Text. Drei Kilometer Fußweg sind es bis zur Spanischen Treppe. Du kannst auch den Bus von Ottaviano bis Spagna nehmen, dann läufst Du nur halb so lang. Die Spanische Treppe ist eine bühnenreife Stairway to heaven, brunnenbewacht, balustradengesäumt und von der Kirche Trinita dei Monti gekrönt. Fototraummotivverdächtig und toll zum Schauen und Sitzen.

Spanische Treppe - 24 Stunden Rom
Spanische Treppe

Park Villa Borghese

Wenn Du die Spanische Treppe erklommen hast, bist Du schon so gut wie im Villa Borghese, dem größten und vielleicht schönsten Stadtpark von Rom. Das 400 Jahre alte ehemalige Anwesen des Kardinals Borghese hat hohen Erholungswert. Von der Piazzale Napoleone hast Du einen tollen Überfliegerblick auf St. Peter & Co. Erfahrene Rom-Bummler bringen sich einen Snack und Getränke in den Stadtpark rauf. Setze Dich an den künstlichen See und gönne Dir Erholung. Vielleicht dämmert es schon. Zeit für den Trevi-Brunnen, das größte Wasserspiel Roms.

Villa Borghese - 24 Stunden Rom
Villa Borghese

Trevi-Brunnen

Egal wie heiß es ist: Die Anita-Ekberg-Nummer ist verboten. Dafür kannst Du über die linke Schulter ein Geldstück in den Trevi werfen: Dann kehrst Du nach Rom zurück. 1,5 Millionen Euro landen auf diese Weise jährlich zu Neptuns Füßen. Der 50 Meter breite und 26 Meter hohe Brunnen wurde bis vor einigen Jahren von einer 2000 Jahre alten Wasserleitung versorgt. Am schönsten ist er, wenn es dunkel wird und die vielen Marmorfiguren im Scheinwerferlicht zum Leben erwachen. Jetzt wird es Zeit, etwas Gutes zu essen und sich dem Nachtleben zu widmen.

Trevibrunnen - 24 Stunden Rom
Trevibrunnen

Essen, Tanzen, Abhängen

Auf geht’s ins Testaccio-Viertel. Entweder Du wanderst eine halbe Stunde oder du fährst mit der Linie 83 zwanzig Minuten ab Haltestelle Corso/Minghetti. Im Testaccio, dem ehemaligen Schlachterviertel, kannst Du essen wie die Römer. Persönlicher Tipp: Das „Masto“. Familiäre Atmosphäre, köstliche Weine und ein Antipasti-Teller zum Niederknien. Und in Deinen Geldbeutel wird kein Loch geschnitten. Zum Feiern kannst Du gleich im Testaccio bleiben, denn dort reiht sich Kneipe an Kneipe. In Rom spielt sich nachts viel auf der Straße ab, zum Beispiel auf der Piazza Navona oder dem Campo dei Fiori. Die meisten römischen Clubs und Discos haben einen konservativen Dresscode – da kommst Du mit Deinen Touristentretern nicht rein. Im „Anima“ Nähe Piazza Navona geht es in dieser Hinsicht entspannter zu. Außerdem öffnet es schon um 18.00 Uhr. Die Cocktails sind günstig und es gibt zwei Ebenen: Eine zu Abhängen und eine zum Tanzen. Abhängen ist nach einem so erlebnisreichen Tag in der Hauptstadt Italiens vielleicht auch nicht schlecht.

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