„Moment, ist nicht das Kap der Guten Hoffnung bei Kapstadt der südlichste Punkt Afrikas?“ – mag sich nun vielleicht der ein oder andere Leser fragen. Dem ist tatsächlich nicht so. Kapstadt befindet sich am südwestlichsten Punkt dieses großen Kontinents. Hier treffen der atlantische Ozean und der indische Ozean aufeinander. Der südlichste Punkt befindet sich aber ca. 250 km weiter östlich und heißt Cape Agulhas.

Zugegeben, mit der historischen Bedeutung des Kap der Guten Hoffnung kann Cape Agulhas nicht mithalten, und es ist auch nicht so sagenumwogen. An landschaftlicher Schönheit steht das Cape Agulhas dem Kap der Guten Hoffnung aber in nichts nach und ist deutlich weniger touristisch „überlaufen“. Ein weiterer Bonus: die Wassertemperatur ist hier um mehrere Grad wärmer als in Kapstadt, dank der Strömung aus dem indischen Ozean. Die kalte Antarktisströmung des Atlantiks, die in Kapstadt vorherrscht, schafft es nicht bis hier. Während die Wassertemperatur in den Sommermonaten im Atlantik in Kapstadt teils nicht die 14 Grad Celsius Marke knackt, kann es hier bis zu 22 Grad warm werden.

Sehenswert ist hier nicht nur der südlichste Punkt des afrikanischen Kontinents, sondern die ganze Region um das Kap (zwischen Betty’s Bay und Arniston). Die schönen Stände und das Hinterland muss man sich mit wenigen Touristen teilen, obwohl es nur 3-4 Stunden Fahrt von Kapstadt sind und es fast auf dem Weg zur „Garden Route“ liegt.

Für die Region um das Kap empfiehlt es sich 2-4 Tage einzuplanen. Z.B. startet man morgens in Kapstadt, um nach einem Zwischenstopp in Betty’s Bay und der dortigen Pinguinkolonie zum Mittagessen in Hermanus anzukommen. Hermanus ist ein ehemals kleines Fischerdorf, das heute mit einer Vielzahl an kleinen Restaurants, Unterkünften und Läden Besucher anlockt. Während der Wintermonate (Juni bis September) können hier vom Land aus Wale beobachtet werden. Die Fahrt geht weiter nach Gansbaai. Ebenfalls ein ehemals kleines Fischerdorf, das heute als Ausgangspunkt für Bootstouren zur Haibeobachtung dient. Es gibt verschiedene Veranstalter. Von den ökologisch nachhaltigen bis zu Cage Diving Anbietern, die die Haie mittels Köder und Blut anlocken. Neben Haien gibt es natürlich auch alle möglichen anderen Meeresbewohner zu bestaunen.

Die nächste Übernachtungsmöglichkeit am Kap ist in Struisbaai. Hier gibt es verschiedene Unterkünfte zur Auswahl. Besonders liebenswert und hilfsbereit fanden wir die Mitarbeiter im Cape Agulhas Backpackers, die zudem viele gute Tipps für Ausflüge haben. So auch dieser Tipp, den ich hier gerne weitergebe

Ein Spaziergang durch Struisbaai und dessen Strand, dem angeblich längsten zusammenhängenden weißen Sandstrand der südlichen Hemisphäre (14 km). Dieser mündet in den kleinen Hafen des Fischerortes. Hier gibt es ein Restaurant, von dem aus man den Fischern beim Verladen ihrer Fänge zuschauen kann. Nicht nur für die Touristen ist dieses tägliche Prozedere interessant, sondern auch für einige Stachelrochen. Sie wissen, dass hierbei regelmäßig Fischabfälle in das kleine Hafenbecken gekippt werden. Über die Zeit haben sich die Rochen so sehr an die Fischer und die neugierigen Zuschauer gewöhnt, dass sie sich sogar aus der Hand füttern lassen.

Zum Kap geht es dann mit dem Auto. Es ist ein paar km außerhalb von Struisbaai. Anders als am Kap der Guten Hoffnung muss man hier nicht Schlange stehen für sein Foto an dem südlichsten Punkt. Es kann sogar gut sein, dass man der einzige Besucher ist zu dem Zeitpunkt. Auf dem Weg dorthin oder am Rückweg lohnt sich noch ein kurzer Zwischenstopp am Leuchtturm, von dem aus man einen guten Überblick hat.

Zum Abendessen kauft man sich in einem der Fish and Chips Läden sein Abendessen zum Mitnehmen und fährt noch mal zum Kap bzw. daran vorbei und ein paar km weiter zu einem Schiffswrack, wo man einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen kann.

Am nächsten Tag führt uns die Fahrt über Schotterpisten ins nahegelegene Arniston. Ein Spaziergang am felsigen Strand lädt zum Baden in den kleinen traumhaften Sandbuchten zwischen den Felsen ein. Je nach Tidenstand kann man bis zu einer Höhle gehen, die allerdings bei Flut überschwemmt wird. Es bieten sich mehrere Gelegenheiten zum Baden. Ein weiteres Highlight ist die riesige Sanddüne, die sich hinter dem Strand auftürmt.

Und wie sollte es in Südafrika anders sein: auch im Hinterland von Stuisbaai gibt es mehrere Weingüter, die zu einem ausgiebigen Winetasting einladen.

Fazit: das Cape Agulhas sollte man sich nicht entgehen lassen 😊

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