Bunt, laut und vielfältig: Diese Assoziationen kommen einem in den Sinn, wenn man an Indien denkt. Besonders der Süden des Landes gilt als ungeschliffener Diamant des immer beliebter werdenden Reiseziels und ist an Authentizität und Ursprünglichkeit kaum zu überbieten. Ob aufregende Tempeltouren nach Tamil Nadu, erholsame Ayurveda-Behandlungen nach Kerala oder zum Entspannung am Strand von Goa – Südindien ist perfekt für alle Indien-Einsteiger.

Land der Gegensätze

Über 3.000 Kilometer trennen den südlichsten Punkt Indiens vom imposanten Himalaya-Hochgebirge. Dazwischen liegen prachtvolle Gebirge, traumhafte Küstenregionen und schillernde Metropolen. Wird das Landschaftsbild des Nordens vor allem durch den majestätischen Himalaya und moderne Großstädte geprägt, überwiegen im Süden üppig grüne Landschaften mit traditionellen Städten. Sind die Flüsse Indus und Ganges die Lebensadern des Nordens, bilden die Backwaters im Süden ein wunderschönes Geflecht aus Kanälen und Inseln. Beide Regionen treffen in der Dekkan- Ebene, dem Herzen Indiens, aufeinander. Im Norden und Osten grenzt Südindien an die Gebirgsketten der „Ghats“, die flach zur Küstenregion abfallen. Eine weitere Besonderheit: Die dravidischen Sprachen, mit den vier wichtigsten Tamil, Telugu, Kannada und Malayalam, werden nur im Süden Indiens gesprochen. Im Norden dagegen indorische Sprachen, allen voran Hindi, Urdu und Gujarati. Ganze 22 Sprachen sind in Indien als Amtssprache anerkannt.

Ganesha Statue, Mumbai
Ganesha Statue

Die Geschichte des Südens

Die Kultur der Dravidesa, wie der Süden liebevoll genannt wird, wurde stark durch die geografische Lage geprägt. Der direkte Zugang zum Meer verschaffte dem rohstoffreichen Süden Bedeutung, wodurch sich ein intensiver Seehandel mit den malaysischen Inseln und Arabien entwickelte. Der Seehandel war eine lukrative Einnahmequelle Südindiens, was den europäische Mächte nicht entging. Mit Vasco da Gama, im Jahr 1498, schufen die Portugiesen die Grundlage für den erfolgreichen europäischen Handel. Schon bald nutzten auch andere Nationen, wie Holland, Frankreich, Dänemark und Großbritannien diese Handelswege. Die Briten erkannten die taktisch hervorragende Lage und besetzten Südindien, um es zu einer Kolonie Großbritanniens zu machen. Lange unterstand Südindien der britischen Krone, bis Mahatma Gandhi mit Hilfe des Nationalkongresses Indien am 15. August 1947 als unabhängig erklärte. Seither gilt Indien als größte Demokratie der Welt. Besonders Südindien steht für die Bewahrung der Traditionen nach innen und Weltoffenheit nach außen. Die Küstenregion hat die Geschichte und die Kultur stark geprägt. Im Land der Kontraste stehen Toleranz und Aufbruchsstimmung im Gegensatz zu tiefem Glauben und konservativem Denken.

Mumbai – Stadt der tausend Namen

Diese Gegensätze treffen auch in Indiens größter Stadt Mumbai aufeinander. Neben imposanten Wolkenkratzern reihen sich in der Hafenstadt altehrwürdige Bauwerke aus Kolonialzeiten aneinander. Über zwölf Millionen Menschen haben in den letzten Jahrhunderten an der „schönen, kleinen Bucht“, wie der ursprünglich portugiesische Name bom baim lautete, niedergelassen. Dabei haben sich unterschiedlichste Völker, Religionen, Sprachen und Kulturen vermischt und Mumbai seinen einzigartigen Charme gegeben. Aufgrund seiner florierenden Wirtschaftslage trägt es auch den Namen „Boombay“ und dies nicht ohne Grund. In Mumbai wohnen mehr Millionäre als in Manhattan und etwa ein Drittel der Einkommenssteuer des Landes wird dort erwirtschaftet. Neben dem enormen Wirtschaftsaufschwung beeindruckt die Stadt durch ihre historischen Sehenswürdigkeiten. Zu einem der beliebtesten Hotspots zählt der malerische Hafen, der von einem imposanten Hügelkranz überragt wird. Dort liegt auch das Wahrzeichen der Stadt, ein 26 hoher Torbogen namens „Gateway of India“.

Gateway of India, Mumbai
Gateway of India, Mumbai

Im typisch gotisch-orientalischen Baustil gehalten ist auch der prunkvolle Bahnhof Chhatrapati Shivaji Terminus. Dieses UNESCO-Weltkulturerbe wird von mächtigen Kuppeln geschmückt und zählt zu den größten Bauwerken aus Britisch-Indien. Mumbai gilt zudem als Filmmetropole Nummer Eins. Im berühmten Eros Theatre werden die neusten Bollywood-Filme ausgestrahlt. „Bollywood-Feeling pur“ erhält man auch in den Filmstudios, nur eine Fahrstunde von Mumbai entfernt. Einmal hinter die Kulissen eines solchen Films blicken, das absolute Highlight für alle Filmbegeisterten. Mumbai ist zudem bekannt für seine regionale Küche, allen voran die unscheinbare Straßenküche. Traditionellerweise bekommt man dort einen Cutting Chai, ein würzig-scharfes Heißgetränk, serviert. Dazu isst man meist einen knusprigen Reiswrap namens Mysore Masala Dosa. Dutzende aromatische Gewürze vereinen sich in dieser Köstlichkeit und machen sie zu einem wahren Geschmackserlebnis.

Goa – das Paradies auf Erden

Strand in Goa, Indien
Strand in Goa

Die Küstenregion rund um Goa lässt sich mit genau drei Worten beschreiben: Strände ohne Ende! Der kleinste Bundesstaat Indiens besticht durch seine palmengesäumten Buchten und kilometerlange Strände. Als ursprünglicher Hippie-Hotspot und Austragungsort von legendären Beatles-Konzerten glänzt die Küstenlandschaft heute durch die paradiesischen Strände, wie die Küsten rund um Agonda und Palolem. In kulinarischer Hinsicht treffen verschiedene Welten aufeinander: Zwischen traditionelle Kochkünste mischten sich die mediterranen Einflüsse der Portugiesen. Als lokale Delikatesse gilt das traditionelle Goan Fish Curry. Dazu werden meist eine saftige Kokosnuss oder säuerliche Kokum- Früchte serviert.

Magisches Kerala

„God’s Own Country“ – mit diesem Slogan wirbt die Urlaubsregion Kerala um seine Besucher. Dabei wird nicht zu viel versprochen, denn tropisch grüne Landschaften schlängeln sich an schneeweißen Sandstränden entlang und werden durch das Wasserlabyrinth der Backwaters gekrönt. Von Kochi im Norden bis Kollam im Süden suchen sich die Backwaters ihren Weg entlang der Küste. Sie bilden dabei ein Geflecht aus Flüssen, Seen und Inseln. Ein Ausflug durch die üppige Landschaft auf einem romantischen Hausboot gilt als absolutes Highlight jeder Indienreise.

Hausboot in den Backwaters, Kerala
Hausboot in den Backwaters, Kerala

Den perfekten Ausgangspunkt dazu bietet das Städtchen Alappuzha, dort findet sich auch die größte Auswahl an Booten. Zudem besticht die Ortschaft durch prachtvolle Tempel und Kirchen, wie dem Mannarasala-Schlangentempel. Im Hinduismus gelten Schlangen als heilige Tiere. Es werden ihnen zu Ehren Tempel erbaut und Feste gefeiert, wie das Naga Panchami. Kerela ist außerdem für sein kulturelles Zentrum Kochi bekannt. Besonders der malerische Hafen lockt viele Touristen an und offenbart die geschichtsträchtige Vergangenheit. Die multikulturelle Historie spiegelt sich in den unzähligen Sehenswürdigkeiten Keralas wieder. An keinem anderen Ort Indiens findet man chinesische Fischernetze neben hinduistischen Tempeln und portugiesischen Kirchen. Auch die berühmten Lakshadweep-Inseln sind einen besucht wert. Die vorgelagerte Inselgruppe bildet mit ihrer schillernden Unterwasserwelt ein wahres Paradies für Taucher. Von Kochi aus kann sie bequem per Schiff oder Flugzeug erreicht werden

Artenvielfalt Südindiens

Anmutig schleicht der König des Dschungel durch das Dickicht. Der bengalische Tiger zählt gemeinsam mit dem indischen Elefanten zu den berühmtesten Bewohnern Indiens. Besonders das Nilgri-Biosphärenreservat, das in der Nähe der Stadt Bangalore liegt, beheimatet die größte Elefantenpopulation Asiens. Etwa die Hälfte der indischen Elefanten lebt dort. Auch anderswo kann man die berühmten Dickhäuter bestaunen, wie zum Beispiel im Periyar-Nationalpark in Kerala. Neben großen Elefantenherden tummeln sich dort verschiedene Hirscharten, wie Samba und Axis, Indische Bisons und Wildschweine. Zudem wurden im Periyar-Nationalpark über 275 verschiedene Vogelarten gezählt. Auf einer Wildlife-Safari per Boot lässt sich die einmalige Artenvielfalt am besten erkundigen.

Tiger, Südindien

Kultur pur in Tamil Nadu

Die Ostküste Südindiens ist seit Jahrtausenden ein Schauplatz der indischen Geschichte und Mythologie. Dies gilt vor allem für die romantische Hafenstadt Mamallapuram im südlichsten Bundesstaat Tamil Nadu. Relikte der Vergangenheit, wie das Felsrelief „Arjunas Buße“ aus der Pavala-Zeit im 7. Jahrhundert, zeugen von enormen historischen Werten.

Felsenrelief in Mamallapuram
Felsenrelief in Mamallapuram

Eine Reise nach Südindien ist eine Reise zu seinem inneren Frieden. Wer diesen sucht, der wird sicherlich im spirituellen Pondicherry, südlich von Mamallapuram, fündig. Die beschauliche Küstenstadt gilt als Meditations-Mekka. Tausende Menschen aus aller Welt pilgern zum berühmten Aurobindo- Ashram, einem klosterähnlichen Meditationszentrum, um sich spirituell weiterzuentwickeln. Von dort aus bietet es sich an Madurai, einer der ältesten Städte Südindiens, einen Besuch abzustatten. Imposante Bauwerke, wie der farbenprächtige Minashi-Tempel, schmücken die Stadt. Zugleich ist es der perfekte Ort, um eine vielseitige Indien-Reise abzurunden. Um es mit den Worten von Mahatma Ghandi zu sagen:

„Reich wird man erst durch Dinge, die
man nicht begehrt.“

Mahatma Ghandi

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