Eine Karriere in der Tourismusbranche ist für viele Schulabgänger attraktiv. Ihre Motivation dafür besteht leider häufig darin, dass sie „irgendwas mit Reisen“ machen wollen. Diesen Satz fällt immer wieder in Vorstellungsgesprächen und er löst Gänsehaut und Schweißausbrüche seitens des Arbeitgebers aus. Innerlich ist das Gespräch dann meist schon beendet. Es wird leider vergessen, dass es in einem Job in der Tourismusbranche nicht um die eigenen Reiseträume, sondern um die wichtigste Zeit des Jahres für die Kunden geht. Bei vielen Tätigkeiten in der Branche handelt es sich um Bürojobs, die in der Regel sehr zeitintensiv und fordernd sind.

Bürojob - Karriere im Tourismus
Oft wird vergessen, dass die meisten Tätigkeiten im Tourismus ein Bürojob sind.

Pro Jahr beginnen rund 5.000 Schulabgänger eine Berufsausbildung zur Tourismuskauffrau/zum Tourismuskaufmann, die seit 2011 die frühere Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau/ zum Reiseverkehrskaufmann ersetzt. Ein noch recht neuer Ausbildungsberuf ist die Kauffrau/der Kaufmann für Tourismus und Freizeit, in dem es weniger um das Organisieren von Reisen, sondern um die Entwicklung und Vermarktung neuer touristischer Angebote geht. Auch viele Azubis, die in Serviceberufen tätig werden wollen, zieht es nach dem Abschluss in die Reisebranche. Abiturienten, die sich für eine Karriere in der Branche interessieren, studieren Tourismusmanagement oder ein verwandtes Fach.

Karrierestart in einer Wachstumsbranche

Wer seine beruflichen Perspektiven im Tourismus sieht, entscheidet sich damit für eine Wachstumsbranche. Weltweit werden im Tourismus pro Jahr über eine Milliarde Euro umgesetzt, grenzüberschreitende Reisen erwirtschaften im globalen Maßstab etwa 25 bis 30 Prozent der Umsätze im Dienstleistungssektor. Die Zahl der Menschen, die in tourismusnahen Berufen arbeiten, gibt die Welttourismusorganisation mit rund 100 Millionen Menschen an.

Auch in Deutschland ist der Tourismus ein relevanter Wirtschaftssektor, in dem knapp drei Millionen Menschen – rund acht Prozent aller Erwerbstätigen – tätig sind. Die Zahl der Hotelübernachtungen und der Gästeankünfte in Beherbergungsbetrieben ist seit der Jahrtausendwende kontinuierlich angestiegen. An diesem Trend haben nicht nur Privatpersonen, sondern auch Geschäftsreisende einen wesentlichen Anteil.

Tourismuskunden erwarten individuelle Angebote

Die Erwartungen vieler Reisender haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Moderne Reisende wünschen sich von den Reiseveranstaltern und an ihrem Urlaubsort eine für sie maßgeschneiderte Reiseplanung, besondere Erlebnisse und individuellen Service.

Berufe in der Reisebranche – vielseitig, serviceorientiert und fordernd

Hiermit sind die Rahmenbedingungen für eine Karriere in der Reisebranche abgesteckt. Um „irgendwas mit Reisen“ geht es bei den entsprechenden Berufen in der Regel nicht. Reisen – und zwar so komfortabel und individuell wie irgend möglich, sollen die Kunden, jedoch nicht notwendigerweise auch die Mitarbeiter.

Die weitaus meisten Mitarbeiter in der Branche werden ausschließlich im Inland tätig. Das typische Berufsbild für Tourismuskaufleute ist ein Schreibtischjob. Ihre Arbeitgeber sind große Touristikanbieter wie TUI, FTI oder Thomas Cook, kleinere Reiseveranstalter, Reisebüros oder touristisch orientierte Marketing- und Serviceagenturen. Karrierechancen für Tourismusexperten gibt es auch an Flughäfen, bei Bus und Bahn, bei den kommunalen Fremdenverkehrsgesellschaften, im Hotelgewerbe sowie in der Event- und Messesparte.

Der klassische Einstieg in die Branche bietet nach wie vor eine Berufsausbildung im kaufmännischen oder gewerblichen Bereich. Auch Akademiker haben in der Branche jedoch exzellente Chancen. Wie jede andere Firma benötigen auch Reiseveranstalter ein breites Spektrum qualifizierter Mitarbeiter. Relevante Arbeitsbereiche sind hier unter anderem Marketing und Produktentwicklung, Vertrieb, aber auch Personalwesen und Controlling. Generell gilt, dass eine Tätigkeit in der Reisebranche vielseitig, serviceorientiert und fordernd ist. Schließlich bestehen ihre wichtigsten Ziele in Umsatzsteigerungen und nachhaltig zufriedenen Kunden.

Welche Chancen haben Mitarbeiter, die unterwegs sein wollen?

Karriere im Tourismus

Natürlich gibt es in der Branche auch Berufe, bei denen Mitarbeiter vor Ort zum Einsatz kommen und folglich wirklich reisen. Ein gutes Beispiel dafür sind Reiseleiter, die meist über mehrere Tage oder Wochen mit ihren Gruppen unterwegs sind. Sie arbeiten als festangestellte Mitarbeiter oder als Freiberufler. Viele von ihnen haben ein Hochschulstudium absolviert und sind Experten für bestimmte Länder und Kulturen. In diesem Bereich haben nicht nur Tourismus-Experten, sondern auch Geisteswissenschaftler – etwa Kunsthistoriker, Archäologen oder Ethnologen – Chancen.

Produktmanager sind ebenfalls häufig unterwegs. Zu ihren Aufgaben gehören Produktentwicklung und die Anpassung der Angebote des Veranstalters an die Kundenwünsche, die Überprüfung von Qualitätsstandards in kooperierenden Hotels sowie das Etablieren neuer Partnerschaften.

In anderen Bereichen werden reiseinteressierte Mitarbeiter für längere Zeit im Ausland tätig. Beispiele hierfür sind Animateure oder die Gästebetreuer auf einem Kreuzfahrtschiff.

Internationale Karrieremöglichkeiten im Tourismus

Eine andere Möglichkeit, das eigene Fernweh durch eine Tätigkeit in der Tourismusbranche zu stillen, ist die Suche nach internationalen Karrieremöglichkeiten. Die Chancen dafür sind vor allem in der anspruchsvollen Hotellerie und Gastronomie sowie im Tourismusmanagement ausgesprochen gut. In Frage kommen dafür viele Länder – auch und gerade außerhalb Europas. Interessenten für diese berufliche Option müssen sich allerdings entscheiden, ob sie versuchen wollen, ihren/einen deutschen Arbeitgeber zu überzeugen, dass sie der geeignete Kandidat für einen Auslandseinsatz sind oder ob sie sich von vornherein international bewerben.

Wie attraktiv ist eine Karriere in der Tourismusbranche?

Vorteile und Nachteile gibt es in jedem Beruf und in jeder Branche. Mitarbeiter im Tourismus können unabhängig von ihrem Einsatzbereich mit spannenden und anspruchsvollen Aufgabenbereichen rechnen. Mitbringen sollten sie Flexibilität, Belastbarkeit, Kommunikations- und Organisationstalent, Freude am Kontakt mit anderen Menschen sowie interkulturelle Kompetenzen und ein grundlegendes Verständnis was es bedeutet Dienstleister zu sein.

Zudem haben in der Tourismusbranche auch Quereinsteiger gute Chancen. Den Unternehmen sind oft nicht nur die formalen Qualifikationen, sondern auch die Lebens- und Berufserfahrung, das Engagement und die sozialen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter wichtig. Berufseinsteiger, die sich für eine tourismusorientierte Ausbildung im kaufmännischen Bereich oder für ein entsprechendes Hochschulstudium entschieden haben, finden in der Branche gute Beschäftigungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. Gleichzeitig verfügen sie über breit angelegte Qualifikationen, so dass sie oft auch problemlos in andere Branchen und Berufe wechseln können.

Wie steht es um Arbeitsplatzsicherheit?

Die Sicherheit der Arbeitsplätze in der Tourismusbranche war lange ein sensibles Thema. Vor allem der Vermittlungsbereich – also die Reisebüros – hatten unter den Wettbewerbern im Internet zeitweise sehr stark zu leiden. Inzwischen ist der hierdurch ausgelöste Konzentrationsprozess weitgehend abgeschlossen. Branchenexperten sind der Meinung, dass Mitarbeiter in diesem Sektor, aber auch bei den Veranstaltern und bei Touristik-Anbietern vor Ort mit weitgehend sicheren Arbeitsplätzen rechnen können. Derzeit entwickelt sich die gesamte Tourismusbranche sehr dynamisch und mit einem eindeutig positiven Trend.

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